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Afrika-Verein: EU muss BRICS-Gipfel als Weckruf verstehen

Kasan/Berlin – Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft (AV) fordert die Europäische Union und Deutschland auf, das sich mit dem BRICS-Gipfel in Kasan fortsetzende Werben Chinas und Russlands um wirtschaftlichen und politischen Einfluss auf große afrikanische Länder ernst zu nehmen. Angesichts des wachsenden Interesses in Afrika an den BRICS-Strukturen müsse Europa dringend eigene, konkurrenzfähige Angebote machen. „Afrika sucht Partner für die pragmatische Lösung von Problemen. Und Afrika sucht eine eigene Rolle in der Weltpolitik. Es sollte ein Weckruf für Europa sein, dass wir beides offenbar nur bedingt anbieten“ betont Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins.

Kannengießer warnt: „Die EU darf nicht abwarten und zusehen. Es ist Zeit, klare und eigenständige Angebote auf Augenhöhe zu machen - weg vom paternalistischen Ansatz hin zu echten Partnerschaften. Der BRICS-Gipfel bietet Gelegenheit, Positionen zu überdenken und sich deutlich stärker auf dem afrikanischen Kontinent zu engagieren. Wir und vor allem die deutsche und europäische Wirtschaft sind auch nach Einschätzung vieler afrikanischer politischer Entscheider immer noch bevorzugte Partner. Aber wir werden als kompliziert und langsam wahrgenommen. Außerdem sehen afrikanische Länder die einseitige Definition von Standards zunehmend kritisch. Wir brauchen hier neue Ansätze in der Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern und panafrikanischen Institutionen.“

Hintergrund:

Der BRICS-Gipfel in Kasan versammelt bis Donnerstag die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Seit diesem Jahr gehören unter der Bezeichnung BRICS+ zudem der Iran, Äthiopien, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirat zum Kreis der Mitglieder. Neben diesen werden 24 an einer Mitgliedschaft interessierten Staaten, darunter die Türkei und Indonesien, erwartet. Auf dem Gipfel stehen die Vertiefung der wirtschaftlichen Kooperation, die Stärkung multilateraler Partnerschaften sowie die Erweiterung der BRICS-Gruppe im Fokus.